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Spielerkolumne: diesmal Torwart Jonas Sela

Wir Jungs sind ja angehalten worden, in regelmäßigen Abständen eine Kolumne zu veröffentlichen. Dabei haben wir absolut freie Themenwahl, allerdings sollte sie natürlich irgendwas mit Fussball zutun haben, aber das versteht sich ja von selbst.

Ich habe lange überlegt, schließlich mußte ich ja die Gunst der Stunde und diese Chance nutzen, denn man betätigt sich ja nicht täglich als Nachwuchs-Goethe....und ich schon mal gar nicht.


Wie gesagt, nach langem Überlegen kam ich zu dem Entschluss, dass es wohl für mich am wichtigsten wäre, mal zu versuchen, in Worte zu fassen, wieso Fortuna Köln für mich und natürlich auch für Euch alle, ein besonderer Verein ist....

Dabei habe ich mich gerne an  meine erste Fortuna Zeit zurückerinnert.

Es war die Saison 2003/2004 und gleichzeitig meine erste Station im Seniorenfussball und auch die Zeit, in der ich mich mit dem Fortuna-Virus infiziert habe...


Ich komplettierte damals das Torwart-Trio um Slawo Szymaszek und Arno Klein. Torwart-Trainer war Dieter Epstein, ein sehr guter, der in Insider Kreisen auch der "aale Dieter" gennant wurde. Zum einen wegen seines Alters und zum anderen wegen seinen außergewöhnlichen anatomischen Besonderheiten.

Sportlich erinnere ich mich in dieser ersten Saison vor allem an das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf zurück. Es war die Düsseldorfer Aufstiegssaison. Wir spielten abends bei strömenden Regen unter Flutlicht und lagen nach 20 Minuten 3:0 zurück. Ich auf der Tribüne, neben mir saß mein Vater und 2 Reihen vor uns Campino und seine Jungs von den  Toten Hosen!

Wir veloren das Spiel, aber in mir wuchs der Wunsch bald selber für Fortuna im Südstadion das Tor zu hüten.

Im Jahr darauf war die finanzielle Situation des Vereins noch prekärer, deswegen setzte Manager UND Trainer Klaus Hilpert auf junge hungrige Spieler, die möglichst ausschließlich für Ruhm und Ehre spielen wollten. Deswegen veranstaltete er das 1. Kölner Fussball-Casting! In den ersten Tagen waren "gefühlte" 83 Spieler auf dem Trainingsgelände (inklusive 147 Spielerberatern) und ich glaube jeder, der irgendwann mal in seinem Leben gegen einen Ball getreten hat, versuchte sein Glück, um beim dem Verein aus der Südstadt einen Vertrag zu ergattern. Kurz, es herrschte das pure Chaos.


Sportlich ist die Saison kurz zusammengefasst: Nach 4 Auftaktpleiten musste Klaus Hilpert die Fortuna-Kogge verlassen, für ihn sprang Mario Kentschke ein. Ein positiv Verrückter. Sein erstes Spiel wurde gewonnen...danach kein Punkt mehr geholt.

Legendär allerdings der Auftritt bei Adler Osterfeld. Die Schäng Gäng Jungs präsentierten ihre neue Riesenfahne und zwar per Staffellauf um das Spielfeld: Einer lief los, die Fahne in der rechten, das Kölsch in der linken. Oberkörperfrei und mit geschätzten 3 promill gings im Sprint um den Platz, um unter großem Gejohle die Fahne an den nächsten zu überrreichen....das Spektakel dauerte die kompletten 90 Minuten....Dies war ein Erlebniss an das man nie vergessen wird...damals in dieser sportlich miserablen Situation waren unsere Fans die einzigen, die das große rote F hoch hielten.....


Unfassbar auch der Auftritt von Ultrax, der bei den Öschern splitterfaser nackt auf dem Platz die Schlange machte.....

Am 11.11. lief ich in einer bekannten "Kölner Mühle" Frank Lang über den Weg. Dieser finanzierte mir den kompletten Abend mit der Begründung: "Du spielst für meinen Club, da gebe ich dir mein letztes Hemd."


Eines Tages, ich stieg die Treppen in die Katakomben, hinab dachte ich, ich bin in London auf der Themse Brücke....überall war Nebel und Rauch, man sah die Hand vor Augen nicht...und es stank nach verbranntem Plastik. Irgendwo im Nebel sah ich schemenhaft die Gestalt von Paule, unserem Zeugwart. Was war passiert??? Die Erklärung ist einfach....Paule hatte in einem Anfall von übertriebener Sauberkeit die komplette Umkleidekabine gesäubert, unter anderem auch die Sauna, und dabei seinen Putzeimer auf die heißen Steine gestellt. Dieser stand nach kurzer Zeit in Flammen, was unser Paul aber nicht bemerkte, ebenso wenig wie den Rauch. Tja, da hätte wirklich jemand fast geschafft das Südstadion abzufackeln... Wieso die Sauna überhaupt eingschaltet war, das bleibt wohl für immer Paules Geheimnis.


In dieser Zeit entwickelte sich auch meine Zuneigung zu Howard Carpendale. Denn sein "Hello Again" bzw. sein komplettes "Best of -Album" begleitete uns auf diversen Auswärtsfahrten im Bus.

Ja genau, Spielvorbereitung mit Howard Carpendale. Aber das geht nur in Zeiten, in denen man außer Konkurrenz spielt....abgeschlagen am Tabellenende....


Eine schöne, lustige Zeit....die mich anschließend in den Profi-Fussball gebracht hat...

Jetzt bin ich also wieder hier gelandet, und  bin froh wieder da zu sein. Endlich  wieder nach Hause gekommen, zu Freundin, Familie, Freunden und Fortuna.


Wir haben ambitionierte Ziele, für die es hart zu arbeiten gilt, und die nicht aus den Augen verloren werden. Ich habe hier ein komplett neues Team kennnengelernt, zum einen meine Mitspieler und zum anderen das Funktionsteam .Der Club ist wahnsinnig professionell, im Vergleich zu anderen Vereinen Ich bin mir sicher, dass sich jeder in der Fortuna-Gemeinschaft wohlfühlt.

Der Verein hatte immer ein besonderes Flair.  Es wäre wichtig, den Gemeinschafts-Gedanken, das "You ´ll never walk alone-Gefühl", das was Fortuna auszeichnet und von anderen Vereinen unterscheidet auch wieder nach Außen zu transportieren.....

Nächste Begegnung
vs.
Alemannia Aachen
Fortuna Köln
Aachen, Tivoli