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Niklas Müller, ein hemdsärmeliger Macher: „Geht nicht, gibt es nicht bei Fortuna“

Fortunas Geschäftsführer Niklas Müller (l.) mit Bjarne Nordmark (Spielbetrieb, Sicherheit & Social Media). Foto: Fabian Stuertz

Niklas Müller lächelt. Der 28-Jährige lächelt oft, wenn man ihm am Vereinsheim, im VIP-Zelt oder im Südstadion begegnet. Er hat ein gewinnendes Wesen. Seit 1. Januar dieses Jahres ist er Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH des S.C. Fortuna Köln. Er kommt ein wenig als Gegenentwurf zu seinem Vorgänger daher. Ben Bruns war smart. Müller ist hemdsärmelig. Bruns war ein Menschenfänger. Müller ist ein Macher. Der eine liebte das Scheinwerferlicht, der andere arbeitet lieber im Hintergrund.

„Ben war ein sehr guter Vertriebler. Er hat ein Talent dafür. Ich bin nicht gerne im Mittelpunkt. Auf der Bühne stehen, ist nicht meins. Das ist wohl der größte Unterschied zwischen uns beiden. Da ich als Praktikant hier angefangen habe, packe ich viele Dinge selbst an und delegiere wenig. Fortuna ist bei mir Tag und Nacht ein Thema. Ich versuche aber die meisten Menschen, erst ab 9 Uhr morgens damit zu „belästigen“, sagt Müller zu dem Vergleich mit seinem Vorgänger. 

Der eine ist Vergangenheit, der andere Gegenwart. Wobei Müller bei Fortuna langsam bereits zum alten Eisen gehört. 2018 kam er als Praktikant in die Kölner Südstadt. Den Kontakt stellte der Berater des ehemaligen Fortuna-Spielers Bernard Kyere, ein Bekannter von Müller, her. Es war auch das Jahr in dem sich Trainer Uwe Koschinat in Richtung Sandhausen verabschiedete. „Er sagte zu mir, ich sollte mal bei Michael Schwetje ein Praktikum machen, da würde ich auf jeden Fall lernen, wie man wirtschaftlich gut arbeitet.“

Ursprünglich kommt Müller aus der Nähe von Straßburg auf der deutschen Seite zwischen Karlsruhe und Freiburg. In Mainz studierte er Wirtschaftswissenschaften. Als Kind war er bereits Fan des KSC. Mit dem Klub besuchte er damals auch das Südstadion. Der KSC verlor deutlich, der Trainer wurde danach entlassen, erinnert er sich. 

Nach einem kurzen Abstecher ins Ausland betätigte sich Müller zwei Jahre lang gleich auf drei Feldern. Nach dem Abstieg aus der 3. Liga war er bei der Fortuna zunächst im Bereich Spielbetrieb/Sicherheit tätig. Zeitgleich studierte er an der Sporthochschule im Fach Sport und Leistung und er arbeitete beim DFB im Team Köln als Spielanalyst.     

Mit dem Weggang von Nils Theiß entschied er sich, seinen ganzen Fokus auf die Fortuna zu legen. Es folgte die Trennung von Geschäftsführer Benjamin Bruns und Müller übernahm Stück für Stück mehr Verantwortung. Seit dem 1. Januar nun auch offiziell. „Es ist peu a peu mehr geworden. Das VIP-Zelt gehörte lange Zeit zu meinem Aufgabenbereich. Dann kam Ticketing & Merchandising hinzu. Nachdem Ben weg war, war ich der langjährigste Mitarbeiter. Ich war die letzte Option. Wenn ich etwas nicht wusste, dann wusste es meistens niemand“, sagt er schmunzelnd.

„Niklas hat in den vergangenen sechs Jahren viele Erfahrungen sammeln können. Trotz seiner jungen Jahre ist er genau die richtige Wahl für diese Position. Überdies bringt er viel Herzblut für die Fortuna mit, er hat fußballerisches Fachwissen und das gepaart mit seinem Einsatzwillen ist eine gute Kombination“, sagt Präsident Hanns-Jörg Westendorf über ihn.

Im Leben lernt man nie aus. Diese Erfahrung machte Müller auch auf seinem neuen Posten: „Budgetplanung, Finanzierung, Rechnungsstellung, Mahnwesen mit diesen Dingen hatte ich bis dato nichts zu tun. Ich hatte zwar für meinen Bereich Zielzahlen, aber das Große und Ganze habe ich nicht überblickt“, sagt er. Sein Aufgabengebiet hat sich nun erneut verlagert: „Ich treffe mich zweimal die Woche für einen halben Tag mit Jürgen Drolshagen, als erfahrener Geschäftsmann unterstützt er mich weiterhin. Am Spieltag selbst arbeite ich auch nicht mehr mit dem Wachdienst und der Polizei zusammen, sondern ich bin im VIP-Zelt für die Betreuung der Sponsoren zuständig.“ 

Oft ist Müller auch als Improvisationskünstler gefragt. Mal fällt die Spülmaschine im VIP-Zelt aus, mal klappt das Auslesen der QR-Codes der Tickets nicht, bei einem Heimspiel gegen RW Essen (3:3) mussten an einem Tag 3.000 Tickets verkauft werden. Kurzfristig wurde die Südkurve geöffnet. Die Cateringstände wurden während des laufenden Betriebs einfach mal verschoben. „Wenn mal etwas nicht funktioniert, geht nicht gleich die Welt unter. Und letztlich war es immer so, wenn etwas zu scheitern drohte, kam die Wende zum Guten. Geht nicht, gibt es nicht bei Fortuna.“

Das dabei schon mal die Nerven über Gebühr strapaziert werden, ist selbsterklärend. Dennoch sieht man ihm die Freude an seinem Job tagtäglich an: „Wenn du daran keinen Spaß hast, machst du es auch nicht lange. Ja, es ist viel Arbeit. Neben der Fünf-Tage-Woche kommt der Spieltag hinzu. Aber du kannst vieles ausprobieren. Wir haben ein cooles Team, jeder fühlt sich hier sofort gut aufgehoben. Ich würde mit jedem privat ein Kölsch trinken gehen.“ 

Der Imi Müller fremdelt zwar noch ein wenig mit dem Fasteleer, aber die Stadt liegt ihm am Herzen: „Köln ist nicht bekannt dafür, die schönste Stadt zu sein, aber für die in Anführungszeichen schönsten Menschen. Das frei Schnauze reden, habe ich auch schon angenommen. Ich würde mich mittlerweile als Wahl-Kölner bezeichnen.“   

Sogar seine Jugendliebe KSC wurde in letzter Zeit von der Dame Fortuna ein wenig verdrängt. „Mittlerweile schmerzt mich eine Niederlage der Fortuna mehr als eine des KSC. Mit dem Verein bin ich emotional deutlich mehr verbunden. Der Draht zur Mannschaft, zu den Fans ist eng. Alles ist sehr familiär. Ich möchte gar nicht bei einem großen Verein arbeiten. Hier ist jeder willkommen. Man hat viele verrückte Begegnungen am Vereinsheim. Das macht es für mich sehr interessant und sympathisch.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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