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"Unger Fründe" - Hamdi Dahmani: "Wir wollen unseren Punkteschnitt beibehalten"

Hamdi Dahmani ist ein Fortuna-Urgestein, Mannschaftskapitän und Identifikationsfigur. Der 30-jährige gebürtige Kölner mit tunesischen Wurzeln spielt mit Unterbrechungen seit bald zehn Jahren für die Südstädter. Mit sieben Saisontreffern ist der offensive Mittelfeldspieler der zweitbeste Torschütze der Fortuna. Im Interview mit Tobias Gonscherowski spricht er über seine besondere Beziehung zur Fortuna, die Aufstiegschancen und seine Kochkünste.

Hamdi, im Sommer 2008 hast Du Deinen ersten Vertrag bei Fortuna unterschrieben. Das ist jetzt bald zehn Jahre her. Seitdem hast Du mit kurzen Unterbrechungen immer für die Fortuna gespielt. Welchen Stellenwert hat der Verein für Dich?
Hamdi Dahmani: Einen sehr hohen. Ich fühle mich sehr wohl bei Fortuna. Wenn man so lange Zeit in einem Verein ist, fühlt man sich dort fast wie in einer Familie.

Wie kam es damals dazu?
HD: Ich habe damals in der Mittelrheinauswahl gespielt. Dann kam der Kontakt zu Fortuna, ich weiß gar nicht mehr genau weshalb. Ich dachte, dass die Fortuna ein Sprungbrett für mich wird. Aber es wurde eine lange Zeit daraus. (lacht)

Der Trainer Uwe Koschinat lobt Dich als "Persönlichkeit und Identifikationsfigur". Jetzt bist Du auch Mannschaftskapitän. Bist Du mit Deiner Entwicklung zufrieden?
HD: Absolut. Ich habe viele Schritte gemacht und bin jetzt konsequenterweise in dieser Position. Das war sicher auch eine Belohnung durch den Trainer. Ich fühle mich sehr wohl dabei. Kapitän zu sein, ist eine neue Herausforderung und auch eine neue Verantwortung.

Hast Du als Kapitän viel zu tun gehabt, als der Mannschaftskader im Sommer kräftig durcheinander gewirbelt wurde und Du viele neue Gesichter begrüßen durftest?
HD: Auf alle Fälle. In den letzten Jahren wäre es einfacher gewesen. Es war mehr zu tun als sonst, aber trotzdem angenehm. Vielleicht war es auch gut, dass die Neuen jemanden hatten, der schon lange im Verein ist.

Ist das Kapitänsamt etwas Besonderes für Dich?
HD: Absolut. Ich hätte mir das niemals erträumen können. Ich habe das früher auch gar nicht gewollt. Vielleicht dachte ich, dass ich das nicht kann.

Warum?
HD: Als ich jung war, wäre das eine enorme Verantwortung gewesen. Ich wollte nicht im Vordergrund stehen und mich auf das Sportliche konzentrieren. Aber man entwickelt sich auch weiter. Das ist auch gut so. Ich bin zufrieden.

Du warst in den letzten Jahren auch sehr torgefährlich und hast jetzt als etablierter Drittliga-Spieler 31 Tore in 126 Spielen geschossen (Stand 20.1.18). Auch in dieser Saison bist Du mit sieben Treffern Fortunas zweitbester Torschütze. Wie ordnest Du die Saison bisher ein?
HD: Ich bin insgesamt sehr zufrieden. Wir haben nach 21 Spielen 36 Punkte. Das ist auch für uns, wenn man es ganz nüchtern betrachtet, schon einmal eine Hausnummer. Wir haben extrem euphorisch und sehr gut angefangen. In den letzten Spielen vor der Winterpause haben wir viele Punkte liegen lassen, was vielleicht durch die vielen Ausfälle durch Verletzungen zu begründen war. Aber eigentlich kommt in jeder Saison einmal eine schwächere Phase. Unterm Strich können wir bisher mehr als zufrieden sein.

Und der Auftakt ins Jahr 2018 ist mit dem Dreier gegen Jena auch gelungen. Wie gut hat der Erfolg nach vorher sechs sieglosen Spielen getan?
HD: Gerade nach einer Pause ist das erste Spiel sehr wichtig, um erfolgreich in die Restsaison zu starten. Es war ein absoluter Duselsieg und alles andere als souverän. Aber gerade solche Erfolgserlebnisse braucht man. Wir haben dadurch unsere Negativserie gestoppt, mal wieder zu null gespielt. Das Wie war egal, Hauptsache wir haben die drei Punkte. Damit können wir vielleicht etwas einleiten.

In den nächsten Wochen wartet ein strammes Programm mit drei Duellen gegen die direkten Konkurrenten Unterhaching, Karlsruhe und Wehen auf die Fortuna. Ist das die vorentscheidende Phase?
HD: Nein, die ganze Rückrunde wird noch interessant. Die beiden führenden Teams in der Tabelle haben schon einen großen Vorsprung auf die Verfolger. Danach ist das Feld im Kampf um den Relegationsplatz breiter aufgestellt. Die genannten Spiele werden sehr wichtig, aber es ist noch nicht die entscheidende Phase. Wir werden jedes einzelne Spiel separat betrachten und entsprechend angehen.

Wie stark schätzt Du den heutigen Gegner Unterhaching ein?
HD: Das ist eine spielstarke Mannschaft, die unangenehm zu spielen ist, weil sie viele Ballbesitzzeiten haben will. Es wird ein spannendes Spiel, weil sie auch eher hop oder top spielen und nur ein Unentschieden bisher geholt haben. Das war beim 2:2 im Hinspiel gegen uns.

Ist Platz 3 noch drin?
HD: Absolut, wir müssen daran glauben. Wir haben schon so viele Punkte und werden alles dafür tun, diesen Schnitt beizubehalten.

Du hast auch einen tunesischen Pass und in der Jugendnationalmannschaft Tunesiens gespielt. Für das A-Team hat es nicht ganz gereicht. Warum?
HD: Wir haben damals nicht die Qualifikation für den Afrika Cup geschafft. Und dann gab es keinen Kontakt mehr.

Wie oft bist Du in Tunesien?
HD: Ich habe das in den letzten beiden Jahren etwas vernachlässigt. Aber grundsätzlich versuche ich, einmal im Jahr meine Familie in Tunesien zu besuchen.

Im Sommer kursierte die Meldung, dass der Spitzenclub Africain Tunis Dich gerne verpflichten wollte. Wie konkret war die Anfrage, oder war das nur heiße Luft?
HD: Weder noch. Das Interesse war da und auch schön für mich. Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, wusste aber auch, dass der Verein an die Fortuna hätte herantreten müssen, um auch über eine eventuelle Ablösesumme zu sprechen. Dazu kam es nicht. Und dann hat es sich erledigt.

Im Winter kamen zwei neue Spieler zur Fortuna. Welchen Eindruck machen der neue Innenverteidiger Christoph Menz und Stürmer Thomas Bröker?
HD: Die Beiden bringen uns weiter und machen uns stärker. In der Hinrunde war unser Kader in der Breite noch eher dünn besetzt. Christoph hat gegen Jena schon ein ganz starkes Debüt gegeben.

Zum Abschluss noch ein paar persönliche Fragen. Welche Hobbies hast Du?
HD: Ich gucke gerne auf Netflix Serien oder gehe mit Freunden aus.

Wer sind aktuell die drei besten Fußballer auf der Welt?
HD: Lionel Messi, Mohamed Salah vom FC Liverpool finde ich sehr gut und Neymar.

Welche Spieler waren Vorbilder für Dich?
HD: Man versucht ja immer, sich die besten Skills von anderen herauszupicken. Früher waren für mich ganz klar Ronaldinho und Zidane Vorbilder. Die Übersicht von Zidane war überragend. Wenn man da nur ansatzweise hinkommt, kann man schon zufrieden sein.

Wer sind Deine drei WM-Favoriten?
HD: Ganz klar Deutschland sowie Frankreich und Brasilien.

Deine Top 3 in der Musik?
HD: Ich höre gerne R'n'B, mittlerweile Deutsch-Rap und französischen Pop.

Wie sehen Deine Top-3-Urlaubsziele aus?
HD: In Thailand war es super-schön. Außerdem möchte ich gerne mal nach Australien und Miami.

Wie gut ist es um Deine Kochkünste bestellt?
HD: Mittlerweile würde ich von mir behaupten, dass ich kochen kann. Das war nicht immer so. (lacht) Meistens mache ich Pasta- oder Reisgerichte mit Gemüse und Fleisch oder Fisch.

Hast Du Dir schon besondere Hausgeräte gegönnt, wie sie der Fortuna-Sponsor Lax-online führt?
HD: Noch nicht, aber ich werde mich hier im Laden noch ganz genau umsehen.

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