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Hinten kompakt, vorne warten auf Explosion - Der Hallesche FC im Gegnercheck

Foto: Florian Fischer

Seit dem Aufstieg in die 3. Liga im Jahr 2012 reichte es für den Halleschen FC nie für mehr als einen Mittelfeldplatz. In dieser Saison scheint, besonders aufgrund einer kompakten Defensive und guten Auftritten bei Heimspielen, mehr drin zu sein. Gegen Fortuna Köln hat der HFC aber noch nie vor dem heimischen Publikum siegen können.

Aktuelle Lage

Die englische Woche beendete der Hallesche FC mit einer Bilanz von einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage. Zunächst schoss man am 26. Spieltag den FSV Frankfurt mit einem 1:0-Erfolg noch tiefer in die Krise und sich selbst auf Position fünf. Man befand sich zu diesem Zeitpunkt nur einen Punkt hinter dem Relegations- und drei hinter einem Aufstiegsplatz. Im Anschluss setzte es aber letzte Woche Dienstag gegen den VfR Aalen einen herben Dämpfer. Mit 1:4 verlor man die Partie gegen den VfR. Vier Tore hatten die Hallenser bis dahin in dieser Saison noch nicht hinnehmen müssen. Noch bitterer ist es aber, dass man mit einem Sieg gegen Aalen auf den Relegationsplatz geklettert wäre. So muss das Team von Trainer Rico Schmitt nun ein wenig Abstand von den oberen Plätzen nehmen, vor allem weil es auch am Wochenende gegen Lotte nicht zu einem Sieg reichen sollte. Dabei zeigte die Mannschaft um Kapitän Klaus Gjasula eigentlich eine ansprechende Leistung. Trotz, dass man eine gute halbe Stunde in Unterzahl agieren musste, hatten Gjasula und Co. die besseren Möglichkeiten auf ihrer Seite. Durch das finale Resultat von 0:0 ist Halle momentan achter und damit einen Platz vor der Fortuna. Die könnte mit einem Sieg am Wochenende am HFC vorbeispringen. Der Hallesche FC, auf der anderen Seite, könnte sich im Gegenzug vom Südstadtverein absetzen und sich wieder für den Kampf um die ersten drei Tabellenplätze interessant machen. Insgesamt läuft die Rückrunde für beide Vereine ähnlich. Zwei Siege, vier Unentschieden und drei Niederlagen gab das Jahr für Halle und die Fortuna bislang jeweils her.

Defensivblock gegen Fortuna ohne Fennell und Kleineheisman

Mit einem Unentschieden am Samstag würde man an diese Statistik anknüpfen. Eine solche Punkteteilung fand schon im Hinspiel zwischen Fortuna Köln und dem Halleschen FC statt. Schon dort offenbarte sich die Stärke, die die Hallenser bis dato in dieser Spielzeit besonders auszeichnet. Eine kompakte HFC-Verteidigung ließ nämlich am 1. Oktober 2016 kaum Chancen für die Kölner Offensive zu. So entstand der Augleich für die Südstadtlegende in der Schlussphase mehr oder weniger durch Zufall, als Hamdi Dahmani das Spielgerät im gegnerischen Strafraum vor die Füße fiel. Die beiden Männer vor der Abwehr, Royal-Dominique Fennell und Klaus Gjasula, gelten als Herzstück der Hallenser. Ersterer wird Rico Schmitt am Wochenende aber nicht zur Verfügung stehen. Im Hinspiel war Fennell noch für die 1:0-Führung verantwortlich und bekam von Fortuna-Trainer Uwe Koschinat nach dem Abpfiff ein Sonderlob. Ebenfalls schwer, wiegt die Sperre von Stefan Kleineheismann. Der Innenverteidiger sah gegen Lotte für ein überhartes Einsteigen die rote Karte. Damit jagt der 29-Jährige in Puncto Sperren seinen Kapitän: Klaus Gjasula steht nach 24 Spielen bei 13 gelbe Karten - kein Drittliga-Akteur hat mehr. Hinzu kommt eine gelb-rote Karte. HFC-Kollege Kleineheismann steht nach 26 Spielen bei acht gelben Karten, einer gelb-roten und nun einer glatt roten.
Trotzdem sollten die Ausfälle von Fennell und Kleineheismann Halles hervorragender Abwehrarbeit keinen Abbruch tun. Bislang hat man bei Sperren der beiden Stützen immer punkten können: Insgesamt stehen bei drei Spielen ohne Fennell und Kleineheismann ein Remis und zwei Siege zu Buche. In Halle weiß jeder defensiv, was er zu tun hat. So überrascht es nicht, dass man die drittbeste Defensive hinter dem MSV Duisburg und Holstein Kiel stellt. Die kompakte Verteidigung des HFC könnte in dieser Saison der Türöffner werden, wenn man in Halle nochmal oben angreifen will. 

Offensive vermisst Durchschlagskraft

Dafür müsste aber auch die Offensive in Schwung kommen. Keine Mannschaft in der oberen Tabellenhälfte hat weniger Tore als Halle erzielt - es fehlt die Durchschlagskraft. Der erfolgreichste HFC-Angreifer in dieser Saison, Benjamin Pintol, kommt aktuell auf sechs Saisontore. Die defensiven Mittelfeldspieler Fennell und Gjasula haben mit vier bzw. drei Treffern mehr Tore, als die Spieler um Pintol herum erzielt. Trotzdessen scheint man Vertrauen in die Offensivabteilung zu haben. In der Winterpause gab der Verein mit Timo Furuholm und Petar Sliskovic zwei Stürmer ab und verpflichtete keinen neuen. Mit Martin Röser fehlt dem Halleschen FC am Samstag eine weitere Offensivkraft. Wie Fennell, sah auch er gegen Lotte seine fünfte gelbe Karte und wird im Erdgas-Stadion gesperrt fehlen. Im eigenen Stadion präsentiert man sich aber meist besser, als auf fremden Plätzen. Die ersten 12 Heimspiele konnte Halle zu Hause nicht bezwungen werden. Umso kurioser war die erste Heimpleite gegen Sonnenhof Großaspach: Halle dominierte stark ersatzgeschwächte Schwaben, die mit er einzigen echten Torchance in der Schlussphase das Siegtor erzielten. Nachdem auch das folgende Heimspiel gegen Aalen mit einem 1:4 deutlich daneben ging, wartet die eigentliche Heimmacht der Liga seit zwei Spielen auf etwas Zählbares in den eigenene vier Wänden. Positiv aber: Im erdgas-Stadion können sich HFC-Fans zumeist auf Pintol verlassen. Fünf seiner sechs Treffer verbuchte der 26-Jährige zu Hause.

Im Fokus: Fabian Bredlow

Bei Heimspielen kann man sich nicht nur auf Pintol verlassen. Fabian Bredlow steht im HFC-Kasten und darf sich bereits jetzt über zwölf Partien ohne ein Gegentor in dieser Saison freuen, eine Quote von über vierzig Prozent. Zeitweise blieb er sogar fünf Heimspiele in Folge zu null. In seiner Jugend spielte Bredlow unter anderem für den FC Hertha 03 Zehlendorf und RB Leipzig. Zudem kam der gebürtige Berliner auf Einsätze in der deutschen U19 und U20 Nationalmannschaft. Seine Zeit bei Leipzig nahmen ihm einige Halle-Fans am Anfang übel. Diese dürfte er aber mittlerweile durch überzeugende Leistungen, spätestens in dieser Spielzeit, umgestimmt haben. Auch in der 2. Bundesliga blieben die Leistungen von Bredlow nicht verborgen. Der 1.FC Nürnberg wagte einen Vorstoß - mit Erfolg. Für die kommende Saison sicherten sich die Franken die Dienste des 22-Jährigen. In Halle wurde der Bredlow nach seiner Verpflichtung 2015 unmittelbar zum Stammspieler. In Nürnberg wird er sich voraussichtlich mit Thorsten Kirschbaum ein Duell um den Platz als Nummer eins zwischen den Pfosten liefern. Doch da wird der Blick des Berliners aktuell noch nicht sein. Mit dem HFC stehen noch zehn Spiele auf dem Programm. In diesen wird Bredlow seine hervorragende Saison bestätigen und sich gebührend vom Verein verabschieden wollen. Der große Sprung ist für den Halleschen FC immerhin auch noch möglich. Dann würde es schon im nächsten Jahr ein Wiedersehen zwischen Bredlow und dem HFC geben, über das sich beide Seiten wohl nicht beschweren würden. 

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