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Hamdi Dahmani im Interview über seinen Co-Trainer-Job bei der Fortuna: „Ich empfinde es als Wertschätzung“

Beim 0:0-Remis der U23 am Sonntag gegen den Siegburger SV bestritt Hamdi Dahmani (Mitte) das letzte Heimspiel seiner aktiven Karriere.

Am 1. Januar beginnt für Hamdi Dahmani offiziell ein neuer Lebensabschnitt. Der 36-Jährige beendet dann seine Laufbahn als Spieler und wird Co-Trainer von Markus von Ahlen bei der Regionalliga-Mannschaft der Fortuna. Wir haben mit ihm über das Ende seiner aktiven Karriere, frühere Zeiten und die unerwartete Chance gesprochen.

Hamdi, du hast am Sonntag beim 0:0 der U23 dein letztes Heimspiel einer langen und erfolgreichen Karriere bestritten. Wie hast du es empfunden? Leider musstest du gegen Siegburg vorzeitig raus, aufgrund muskulärer Probleme…

„Ich hatte mich vorher bereits mit dem Thema beschäftigt. Ich wollte definitiv zum Ende der Saison aufhören. Ich war mental schon so weit, dass das auch in der Kürze der Zeit für mich kein Problem war. Natürlich habe ich gedacht, okay, jetzt sind es doch nur noch zwei Spiele, anstatt die komplette Rückrunde. Im Endeffekt hatte ich das aber innerlich schon verarbeitet. Für mich ist das in Ordnung. Bei der Besprechung vor dem Spiel wurde es mir zwar nochmal bewusst, weil der Trainer Bezug auf mich genommen hat. Alles danach war Routine. Im Sinne des Teams habe ich nach 38 Minuten gesagt, es macht heute keinen Sinn.“

Die letzten Tage waren dennoch turbulent für dich. Wie schnell hast du die Entscheidung gefällt Co-Trainer zu werden und warum? 

„Das waren sie definitiv. Im Fußball kannst du dir den richtigen Zeitpunkt manchmal gar nicht aussuchen. Ich hatte und habe derzeit extrem intensive Tage. Ich muss einiges einordnen und sortieren, auch private Dinge. Deswegen haben wir uns auch auf eine Übergangszeit bis zum 1. Januar verständigt. Damit ich dann voll fokussiert sein kann auf die neue Aufgabe. Ich habe vor kurzem meine B-Lizenz gemacht. Generell hatte ich mich gefragt, wie geht es weiter für im Fußball beziehungsweise bei Fortuna. Es war geplant, sich Anfang des Jahres zusammen zu setzen.“

Und dann kam ein Anruf aus der Geschäftsstelle… 

„Ja, genau. Ich habe mir aber in dem Moment nichts dabei gedacht. Am Tag des Treffens habe ich dann erfahren, dass Thommy Kraus die Fortuna mit sofortiger Wirkung verlässt. Und dann habe ich überlegt, könnte das sein? Dann war es auch so. Ich habe es als Wertschätzung empfunden und als eine Chance für mich, die ich nutzen muss und werde. Darauf habe ich große Lust.“

Gab es seitdem Kontakt mit Thommy Kraus?

„Ja wir haben zusammen telefoniert. Wir hatten ein positives Gespräch. Er war froh, dass ich das übernehme. Weil ich zum ersten Mal in dieser Position bin, wollte ich von ihm wissen, was mich erwartet, welche Aufgabenstellungen er hatte et cetera. Wir haben uns einfach ein bisschen ausgetauscht.“

Im Seniorenbereich hast du über 500 Spiele gemacht. Welche Partien oder Erinnerungen sind besonders hängen geblieben?

„Das ist schwierig zu sagen. Natürlich das Rückspiel der Aufstiegsrelegation in München, das war ein Moment, der fürs Leben verbindet. Generell die 3. Liga war interessant, ich habe viele Stadien bereist. Das Auftaktspiel in Magdeburg, als wir in dem vollem Stadion 3:1 gewonnen haben, war geil. Da habe ich das erste Tor gemacht, das war ein Erlebnis. Auch in Essen oder Aachen hatte ich viele großartige Momente. In der U19/U20 habe ich Nationalmannschaft in Tunesien gespielt, für sein Land aufzulaufen ist auch etwas Besonderes. Ein paar Highlights waren schon dabei, bei über 500 Spielen wäre es aber auch schlimm, wenn nicht (lacht).“ 

Mit 21 Jahren bist du in der Saison 2008/09 von den SF Troisdorf zur Fortuna in die NRW-Liga gewechselt. Damals hast du Bauingenieur studiert. Wann kam der Gedanke auf, ich will lieber mit Fußball spielen mein Geld verdienen?

„Mir war es wichtig, ein zweites Standbein zu haben. Auch in diesem anderen Bereich hätte ich einen guten Weg machen können. Die Entscheidung habe ich spät getroffen, vor zwei, drei Jahren. Da kamen die Gedankenspiele auf, was mache ich künftig? Da habe ich gemerkt, ich will gar nicht raus aus dem Fußball. Aber auch meine Familie und Freunde haben mich alle in diesem Bereich gesehen. Mit dieser Rückendeckung habe ich mich dann dazu entschlossen. Natürlich noch nicht mit dieser Perspektive, dich sich nun plötzlich ergeben hat.“

Du hast nicht den klassischen Werdegang über ein Nachwuchs­zentrum gehabt. Wenn man dich fragen würde, wie hast du es geschafft Profi zu werden, was wäre deine Antwort?

„Ich war sehr ehrgeizig. Ich habe nie aufgegeben. Ich war überzeugt von mir. Und ich konnte vor allem mit Rückschlägen gut umgehen. Diese haben mir immer die Motivation gegeben, besser zu werden. Ich konnte es schwer akzeptieren, nicht zu spielen. Ich wollte dem Trainer dann zeigen, warum ich auf den Platz gehöre. Ich habe daraus positive Energie gezogen. Dadurch habe ich viele überholt. Ich war damals auch kein Wunschspieler von Uwe Koschinat. Am Anfang bin ich mit Ozan Yilmaz zusammen nur gelaufen, ich hatte gar nichts mit der Mannschaft zu tun. Und auf einmal waren wir gesetzte Spieler. Ich bin immer drangeblieben.“

Gegen Rödinghausen und bei der U21 des 1. FC hast du bereits neben Markus von Ahlen auf der Bank gesessen. Das ist für dich keine andere Welt, aber eine andere Perspektive. Wie waren deine ersten Eindrücke?

„Das waren zwei aufreibende Spiele auch aufgrund der Verläufe. Mit dem Erlebnis als Spieler auf dem Platz kann man das gar nicht vergleichen. Für mich ist dies was ganz Neues. Ein Spiel geht in dem Fall so schnell vorbei, gefühlt sind das nicht mal annähernd 90 Minuten. Du denkst ständig über gewisse Situationen nach, du bist emotional unglaublich dabei.“

Du hast mit Stipe Batarilo, Dominik Ernst und Maik Kegel noch zusammen gespielt. Du kennst zudem den halben Kader schon aus der U23. Wie ist das für dich mit der veränderten Rollenverteilung?

„Das funktioniert gut. Die Jungs wissen, wie ich ticke und was ich denke. Dadurch hat man direkt eine Verbindung und den Zugang zueinander. Sie haben sich gefreut, ich hatte ja auch schon früher Führungsaufgaben auf dem Platz. Das wirkt nach außen schwieriger als es letztlich ist.“ 

Thommy Kraus war ein echtes Temperamentsbündel an der Seitenlinie. Du wirkst oft sehr ruhig. Aber, wer dich lange kennt, der weiß, du kannst auch schon mal komplett aus der Haut fahren…

„Ja, grundsätzlich bin ich ein ruhiger und entspannter Typ. Das ist auch nicht verkehrt. Ich kann aber beide Seiten gut miteinander verbinden. Viele meiner ehemaligen Mitspieler kennen auch den anderen Hamdi. Am Platz bin ich emotional und gebe stets Vollgas. Und die Leute, die mich lange begleitet haben, die wissen, wenn es erforderlich ist, kann ich richtig laut werden.“ 

 

 

 

 

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