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Die Fortuna trauert um ihren ehemaligen Spieler und Trainer Hannes Linßen

Kaum jemand prägte die Geschichte des S.C. Fortuna in der Vergangenheit wie der im Alter von 76 Jahren nun verstorbene ehemalige Spieler und Trainer der Fortuna. Hannes Linßen wird in der Kölner Südstadt unvergessen bleiben. Der Verein trauert um eine Legende.

„Ich bin persönlich sehr bestürzt über seinen Tod. Ich kannte und schätzte ihn als Spieler und Trainer. Er war in den letzten Jahren ein interessierter Begleiter und Beobachter des Vereins, wir hatten regelmäßig Kontakt. Selbst hat er sich immer über die Fortuna identifiziert. Das war sein Verein. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Liesel und seinem Sohn. Mein herzliches Beileid“, sagt Fortuna-Präsident Hanns-Jörg Westendorf.  

Der gebürtige Wachtendonker wechselte 1974 nach dem Bundesliga-Abstieg für 350.000 Mark vom MSV Duisburg zu den Südstädtern. Und als Spieler prägte er gleich ein ganzes Jahrzehnt. Bis 1984 rannte und kämpfte er Mittelfeld der Fortuna in der 2. Liga. Mit 332 Spielen und 45 Toren ist Linßen an Position fünf der Rekordspieler. Linßen war schnell Kult bei den Fans. Auffällig aufgrund seiner schütteren Haarpracht mit der er mit herunterhängenden Stutzen über das Spielfeld wuselte, aber mehr noch aufgrund seiner Charakter-Eigenschaften gepaart mit einem feinfühligen Witz und Charme. TV-Kommentator Rolf Töpperwien beschrieb sein Aussehen einmal so: „Das ist Hannes Linßen, der immer eine Sturmfrisur hat, egal wie das Wetter ist."

Sein größter Erfolg als Spieler war der Einzug in das Finale um den DFB-Pokal 1983 mit der Kölner Fortuna gegen den Lokalrivalen 1. FC Köln. Das Endspiel ging äußerst unglücklich im Müngersdorfer Stadion mit 0:1 verloren. Zuvor erkämpfte sich seine Mannschaft am 12. Februar 1983 im Viertelfinale ein 2:2 nach Verlängerung im Bökelbergstadion und erzwang das mit 2:1 gewonnene Wiederholungsspiel im ausverkauften Südstadion. An selber Stätte wurde zu Ostern auch noch Borussia Dortmund am 2. April 1983 mit 5:0 geschlagen. „Martin Luppen sagte in der Mannschaftssitzung. Es ist unheimlich schwer, gegen Dortmund ein Tor zu machen. Wir müssen unbedingt verhindern, dass wir in Rückstand geraten. Nach 20 Minuten führten wir 3:0.“

Deutschlandweit bekannt wurde Linßen auch weil, er am 22. Januar 1971 beim Spiel Rot-Weiß Oberhausen gegen den MSV Duisburg, die erste jemals in der Bundesliga verhängte gelbe Karte sah. Und das auch noch zu Unrecht, weil Schiedsrichter Horst Bonacker ihn mit dem eigentlichen Sünder Đorđe Pavlić verwechselte.

Dreimal trainierte Linßen später auch die Fortuna. Stets beliebt für seine aufgeschlossene und spitzfindige Art wurde nun auch seine Haarpracht auf der damals noch voll funktionstüchtigen Anzeigetafel im Südstadion verewigt. Beim Torjubel gingen einem grafisch animierten Linßen stets die Haare fliegen. Den Jux machte er bereitwillig mit, heutzutage wäre so etwas wohl undenkbar.

1984 trat der Spieler Linßen ab, und der Trainer Linßen trat erstmalig seinen Job bei Fortuna an. Mit dem ewigen Ziel Aufstieg und einer kuriosen Klausel. Er ließ sich zusichern, dass Löring ihn im ersten Jahr nicht feuert. Linßen blieb, das Pech auch. 1985/86 musste die Fortuna in die Relegation gegen Dortmund. In allerletzter Sekunde verhinderte der Borusse Jürgen Wegmann den Aufstieg. „Wir haben eine Ecke und die schießen das Tor“, sagte Linßen damals fassungslos.

Nach nur elf Spielen 1986/87 war zunächst alles vorbei, Linßen ging. Sechs Monate später heuerte Präsident Jean Löring seinen Ziehsohn wieder an. Im Frühjahr 1989 war der Aufstieg zum Greifen nah. Drei Spiele vor Schluss war Fortuna Erster. Es folgten zwei Niederlagen, am Ende stand Platz vier. „Wir hatten noch zwei Heimspiele und ein Auswärtsspiel. Wir hätten nur noch theoretisch Vierter werden können, was wir dann auch geschafft haben. Unbegreiflich. Es hat einfach nie mit dem Aufstieg geklappt“, sagte Linßen einst. 1990 wechselte er dann als Co-Trainer zum 1. FC Köln. 

Doch die alte Liebe rostete nicht. 1993 kehrte er ein drittes Mal zurück. Der „Schäng“ hielt schriftlich fest, dass Linßen nicht vorzeitig aus seinem Drei-Jahres-Vertrag aussteigen dürfe. „Die Summe ist so hoch, dass ich garantiert meinen Vertrag erfüllen werde“, sagte Linßen damals. Bis zum 23. Oktober 1995 blieb er, dann wurde er erstmalig vom „Schäng“ entlassen. Insgesamt coachte Linßen die Fortuna in 261 Spielen. 

Beim Heimspiel gegen den 1. FC Bocholt zum 75. Jubiläum am 3. März 2023 war Linßen noch als Ehrengast im VIP-Zelt der Fortuna. Und er gab sich wie aufgeräumt eh und je: Süffisant, redegewandt, immer einen guten Spruch und eine nette Anekdote auf den Lippen, ein angenehmer Gesprächspartner. Wir werden ihn genauso mit tiefer Verbundenheit in Erinnerung behalten. 

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